Wie Nandurion berichtet, hat der Videoverleih KSM GmbH just eine erste Pressemitteilung zum geplanten Spielfilm mit der Lizenz „Das Schwarze Auge“ veröffentlicht.
Die eigens dafür eingerichtete Website zeigt überdies ein interessantes Werbeplakat und einige Filmstills, aus denen sf-fan.de eine kleine Galerie gemacht hat. Schon informativer kommt allerdings der parallel veröffentlichte Filmteaser daher, wo bereits Bewegtbilder einen Eindruck vom Film vermitteln:
Das konzertierte Informationspaket (inklusive der Vorankündigung eines Trailerviewings auf der RPC 2011 in Köln am 7. Mai) macht Hoffnung auf eine sehr professionelle Handhabung der Lizenz, zumal die preisgegebenen Schnipsel geschickt recherchiert und ausgewählt sind. Nach anderthalb Jahren mit der Lizenz hatte mancher das Thema schon vergessen; dass der Film den Weg des vorherigen Filmprojekts „Svartland“ gehen würde, das 2009 nach über einem Jahr ohne Neuinformationen klammheimlich eingestellt wurde, lag angesichts der bislang noch dünneren Informationslage auch nicht fern.
Wohl am auffälligsten ist, dass der Film den Namen „Das Schwarze Auge“ zu tragen scheint – ohne Untertitel. Für ein Projekt, das den ganzen Franchise überhaupt erst einem größeren Publikum vorstellen will, sehr nachvollziehbar, aber problematisch, sobald man über weitere Filme sprechen möchte. Wir erinnern uns noch an die verkorkste Nomenklatur der „Drakensang“-Reihe („Das Schwarze Auge: Drakensang“, „Drakensang: Am Fluss der Zeit“ und das Add-On „Drakensang: Phileassons Geheimnis“) und DSA-affine Leser überdies daran, dass wohl die wenigsten unter ihnen sagen können, warum das Rollenspiel eigentlich so heißt.
Werbeposter und Trailer deuten allerdings an, dass es in dem Film tatsächlich um ein Schwarzes Auge gehen soll: Das wäre äquivalent zu einem D&D-Film, der wirklich von Kerkern und Drachen handelt, denn Schwarze Augen (die ein bisschen den mittelirdischen Palantíri ähneln) kommen im Tischrollenspiel nur äußerst selten vor – erfunden hatte den Namen der ursprüngliche Verlag Schmidt Spiele, eine Bedeutung davon musste erst erdacht werden; Ulrich Kiesow wollte seine Schöpfung ursprünglich nach dem Hauptkontinent „Aventuria“ nennen.
Dieser inhaltlich-vermarktungstechnische Schachzug wird dem Film sicher nicht schaden und dürfte sowohl auf Fans als auch auf Außenstehende gewitzt wirken.
Die zweite brandneue und -interessante Information ist, dass KSM den Film zwar produzieren, für seine Entwicklung aber auf die Berliner Firma Legendary Units zurückgreifen wird:
KSM hat zusammen mit Legendary Units und seinem Geschäftsführer Jie Lin das Preview hergestellt. Es ist angedacht, auch den Hauptfilm in Zusammenarbeit mit Legendary Units zu realisieren.
Das als weise Entscheidung zu verstehen fällt sehr leicht, wenn man miteinbezieht, dass „Das Schwarze Auge“ für KSM laut Selbstauskunft der allererste eigene Spielfilm überhaupt sein wird:
KSM wird in den nächsten Jahren den ersten Spielfilm produzieren, da sich die Firma die Verfilmungsrechte an der Marke „Das Schwarze Auge“ sichern konnte.
Da ist die anspruchsvolle DSA-Lizenz zunächst mal natürlich kühn, zumal wenn man sich als Drehorte „Nordamerika, Europa, Asien“ vornimmt.
Nicht ganz klar wird bislang, welchen Veröffentlichungsweg der DSA-Film gehen soll. Im dritten Absatz der PM ist zwar noch nebulös von der „Kino-Leinwand“ die Rede, der Infokasten gibt aber lediglich ein Veröffentlichungsjahr für die Kauf-DVD an. Womöglich ist KSM selbst noch nicht ganz klar, ob und falls ja in welchen Kinos ihr erster Spielfilm laufen soll, anders als Omniamedia, die das Kino als Ziel für „Svartland“ von anfang an nannten. Dann wiederum ist der Infokasten womöglich eher als krude Ideensammlung zu verstehen, wenn für die Kauf-DVD nur ein Veröffentlichungsjahr genannt wird, und selbst dieses – 2011 – in Anbetracht des geplanten Produktionsstarts 2012 wohl einen Fehler darstellt.
Der Produktionsstart „voraussichtlich ab 2012“ an sich ist allerdings ein bemerkenswert zurückhaltungsvoller Plan. Hier beweist KSM Augenmaß, statt mit vollmundigen Ankündigungen Eindruck zu schinden. Omniamedia kündigte ja bereits Ende 2008 an, dass „Svartland“ 2011 in die Kinos kommen sollte. KSM hält sich mit einem Veröffentlichungstermin bislang professionell zurück.
Der Teaser selbst gibt uns über das Filmthema hinaus noch weitere Auskunft. Die handwerklich sauber eingefangenen Bilder zeigen nämlich eines eindrucksvoll: Figuren. Auch wenn jedweder Text bislang ausbleibt, sehen wir, dass KSM seinen Trailer auf Charaktere fokussiert, und sich etwa mit Spezialeffekten zurückhält (was keine reine Budgetsache ist, wie der Drache und das Artefakt zeigen). Falls das ein Indikator für den letztlichen Film ist, ist das goldrichtig: Die Verfilmung eines Rollenspiels ist etwas anderes als die Verfilmung eines Buches. Das Medium Rollenspiel lebt nicht von Narrativen, Action, eindrucksvollen Bildern oder zitatreifen Unterhaltungen. Es lebt von ausgefeilten Charakteren, ihrem Ausspielen, ihrer Wirkung auf die Welt, in der sie sich bewegen, ihren Interaktionen miteinander. Wenn KSM, wie der Teaser andeutet, das versteht, hat ihr Projekt richtig gute Chancen, die erste gelingende Rollenspielverfilmung zu werden.
Die Charaktere, die der Teaser zeigt, sind, soweit erkennbar, keine Archetypen, sondern definierte Figuren mit eigenen Erfahrungen und Motiven. Und sie sind nicht platt, sondern bekommen eine Andeutung von Tiefgang.
Zugegeben: Mindestens einer dieser Charaktere ist ein Thorwaler mit einem Flügelhelm. Aber hey, wir reden hier von einer Rollenspielverilmung, nicht von „Das Boot“.
Nach all dem (bislang wenigen), das wir jetzt wissen, kann „Das Schwarze Auge“ ein wirklich guter Film werden. Die RPC 2011 wird uns da mehr Aufschluss geben, hoffentlich auch in Form eines Interviews mit dem einen oder anderen Verantwortlichen (Nandurion, wir schauen in deine Richtung!) – vor Allem aber haben wir nun produziertes Material und damit guten Grund zu der Annahme, dass dieser Film auch wirklich erscheinen wird. KSM macht einiges richtig, was Omniamedia falsch gemacht hat, und selbst wenn „Das Schwarze Auge“ ein schlechter Film wird, wäre er immer noch der erste Spielfilm mit der DSA-Lizenz und bräuchte den Vergleich mit der bislang einzigen offiziellen DSA-Verfilmung, den Myranor–Trailern (deren erster hier schon ausführlich kritisiert wurde) sicher nicht zu scheuen.
»…wo bereits Bewegtbilder aus dem Film zu sehen sind.«
Das ist falsch, und die Pressemeldung behauptet so etwas auch nicht. Das ist bewusst ein Promo-Trailer, der nur zeigen soll, wie etwas aussehen könnte. Da die eigentlichen Dreharbeiten derzeit erst für 2012 geplant sind, gibt es noch keine Szenen aus dem Film.
By: SF-Fan.de on 02.05.2011
at 09:32
Danke, das stimmt natürlich. Da hat meine ursprüngliche Formulierung einen falschen Eindruck vermittelt.
Aber wo du schon mal hier bist: Machst du mal bitte nachvollziehbar, welche Verbindung du zu dem Filmprojekt hast?
Und: Liegt womöglich ein Trackback von hier in deiner Moderationsschleife?
By: Manuel on 02.05.2011
at 14:57
[…] Das Schwarze Auge – Der Film 2 Kommentare April […]
By: 3 Jahre Zivilschein « Zivilschein on 04.04.2012
at 22:00