Verfasst von: Manuel | 11.11.2009

Read on, my dear

Letzten Mittwoch war in in der Yuma-Bar in Berlin-Neukölln, weil dort Frédéric und Johnny ein paar Texte gelesen haben.
Der Wettbewerb, einen schönen Titel für die Veranstaltung zu finden, verlief zugunsten des Vorschlags „Read on, my dear“, wofür die Urheberin „Mitzi“ ihre Getränke von Fred bezahlen lassen konnte.

Erfreulicherweise konnte ich mich mit beiden Spreeblickern jeweils noch kurz unterhalten, was so einem Abend nicht nur Authentizität verleiht, sondern auch sonst sehr erfreulich ist: Johnny ist ja ohnehin ein guter Gesprächspartner und an Fred konnte ich feststellen, dass er doch ein deutlich netterer Kerl ist, als es aus seinen Texten den Anschein macht.

Gegen 21:00 fing Fred an, die Sache anzumoderieren und verlas dann eine Geschichte darüber, wie er einmal seinen Körper nicht mehr spüren konnte. Weil die nirgendwo verbloggt ist, war das quasi ein Bonustrack. Als langjähriger Spreeblickleser nahm ich das also als einzigen Text auf, den ich nicht schon vorher kannte, denn die anderen beiden Beiträge waren altbekannte (und sehr beliebte) Spreeblick-Texte. Wahrscheinlich wäre es günstiger gewesen, so einen „Bonustrack“ weiter nach hinten zu legen, wenn die Leser-Hörer-Situation schon etabliert ist und das Publikum sich dran gewöhnt hat.
Johnny las dann den auch kürzlich gedruckt erschienen Text „Irgendwie sandig“ und danach seinen bewährten Text „Moskau, Moskau“, angenehm unterfüttert von ein paar Anmerkungen, die er dazu noch hatte. Das war prima, denn so ergibt sich ja ein bisschen Mehrwert zur puren Textversion.
Zuletzt gab Fred noch seine Berlinbeschimpfung „Dörfer, die Berlin sind“ zum Besten, und da war eigentlich das Publikum schon begeistert.

Keine Kleinigkeit: Worte, Worte, Worte

Alles in Allem war das ein sehr schöner Abend, daher kann ich wärmstens empfehlen, die kommenden Bloglesungen zu besuchen. Soweit ich Fred richtig verstehe, findet „Read on my dear“ von jetzt an jeden Mittwoch ab 20:30 in der Yuma-Bar statt.

Bloglesungen sind eine urbane Manifestation eines genuinen Internetphänomens. Während man in der Tagesschau noch „Internetblogger“ sagen muss, damit auch wirklich alle Zuschauer zumindest eine diffuse Vorstellung davon bekommen, was ein Blogger so tut, und für viele (vor allem ältere) Menschen die Primärassoziationen mit dem Internet illegale oder zumindest irgendwie zwielichtige Dinge betreffen, ist es eine gute Idee, zuweilen darauf zu verweisen, was Blogs sind: Kultur.
Sie bereichern das kulturelle Leben auf sehr vielfältige Weise. Bloglesungen nun können das greifbar, fassbar, erlebbar machen und Freds Initiative, das von einem Event zu einer regelmäßigen Veranstaltung zu machen, bringt das auf eine alltägliche, normale Ebene, auf der man diese Kultur als Teil des normalen Lebens erfahren kann. Warum z.B. nicht mal die Oma zu „Read on my dear“ mitnehmen?
Bei genug Erfolg wachsen vielleicht noch weitere, ähnliche Veranstaltungen heran, was sicher auch viel wert wäre.

Dafür, dieses Stück ursprünglich online gewachsener Kultur in der Kneipe einer Seitenstraße begreifbar zu machen, hat das alles jede Unterstützung verdient. Deshalb: Mittwochabend vormerken, da ist Bloglesung!


Antworten

  1. „…an Fred konnte ich feststellen, dass er doch ein deutlich netterer Kerl ist, als es aus seinen Texten den Anschein macht.“

    Hehe, gut gegeben. Seinen Texten nach ist er mir nämlich auch eher unsympathisch. Wenn ich mir meine eigenen Texte so durchlese, bin ich glaube ich auch dem einen oder andern unsympathisch…

    • @daMax
      Wahrscheinlich deshalb reden wir Blogger immer nur miteinander: Unseren Texten zufolge sind wir wohl alle fiese Arschgeigen. ;)

  2. Das ist immer wieder spannend zu lesen, wie jemand anhand seiner Texte eingeschätzt wird. Ich z.B. fand Freds Texte überhaupt nicht unsympathisch oder „unnett“, auch nicht, bevor ich ihn kannte. Er klang für mich einfach immer wie ein Denker. Was er ja auch ist. :)

    Danke für den netten Review!

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