[Der] Begleitartikel [zur Sendung] […] liest sich arg nach der üblichen gehaltlosen Panikmache vor den bösen Killerspielen, die Mörder aus unseren armen, unschuldigen Kindern machen […].
[…]
Wollen wir es nicht doch nochmal mit Medienkompetenz versuchen? Und vielleicht mal mit etwas sachgerechter Berichterstattung und unaufgeregter Diskussion?
Nun sind seit der Veröffentlichung jener Zeilen tausende von Emails in der Zivilschein-Fanpostaufbereitungsanlage eingegangen, vornehmlich aus den Redaktionen von „Stern TV“, „Frontal 21“, „Hart aber fair“, „Kontraste“ und „Panorama“, die alle eine einzige Frage stellen: Wie soll sie denn gehen, diese sachgerechte Berichterstattung über die „Killerspiele“?
Sehen wir den Tatsachen ins Auge, Boulevardjournalisten: Es gibt keine Medienkompetenz in euren Reihen und es gibt kein Interesse bei euch, ebensolche zu erlangen.
Um unseriöse, tendenziöse Berichterstattung fernab der Sachlichkeit dennoch zu vermeiden, könnt ihr euch aber eines einfachen Tricks bedienen – Der Zivilschein-Checkliste für „Killerspiele“-Berichterstattung: Einfach abprüfen, ob die folgenden Merkmale auf euren Beitrag zutreffen; falls sich eines davon darin wiederfindet, ist er als Teil einer sachlichen Debatte untauglich.
- Ihr verwendet mehr als einmal das Wort „Killerspiel“ oder ersetzt den Begriff durch Wortschöpfungen wie „Mordsimulator“, „Tötungssimulator“ oder „Trainingssoftware“.
- Ihr schreibt einen dieser Begriffe oder einen ähnlichen ohne Anführungszeichen.
- Ihr sprecht einen dieser Begriffe oder einen ähnlichen, ohne „sogenannte“ voranzustellen.
- Ihr ermöglicht den Eindruck, es gäbe wissenschaftliche Studien, die aufzeigen, das Spielen von Computerspielen würde das Risiko, einen Mordlauf zu begehen, oder die Gewaltbereitschaft steigern.
- Ihr leitet die Geschichte der Computerspiele oder der First-Person-Shooter aus (amerikanischen) Militärkreisen her, statt aus Physiklabors, britischen Unis, amerikanischen Unis, Raumfahrtzentren oder von New Yorker Herstellern von Unterhaltungssoftware.
- Ihr lasst „Experten“ wie Christian Pfeiffer, Wolfgang Bosbach, Uwe Schünemann, Dieter Wiefelspütz oder das Aktionsbündnis Winnenden zu Wort kommen, ohne entsprechenden Platz für Redakteure der Computerspielepresse, Medienwissenschaftler oder Spieledesigner einzuräumen.
- Aktive Computerspieler fehlen im finalen Beitrag ganz oder kommen nur kurz vor.
- Ihr lasst jemanden ungehindert sagen oder andeuten, man könne „Töten“ oder „Zielen“ mithilfe von Computerspielen üben, ohne nachzufragen, wie das funktionieren sollte.
- Ihr stellt nachweislich falsche Tatsachenbehauptungen auf und bringt separate Sachverhalte in unfundierte Zusammenhänge.
- Euer Beitrag weist Ähnlichkeiten zu „Mama, Papa, Zombie“ auf.
Aktive Computerspieler tauchen regelmäßig auf. Man geht auf eine LAN-Party, macht erstmal ein paar Shots von oben, um den dunklen Raum, in dem „auf hunderten von Bildschirmen“ Killerspiele laufen (weil diese dann ja hundert mal gefährlicher sind), mit dunkler Musik und süffisanten Kommentaren zu unterlegen. Dann sucht man sich zielsicher ein paar, sagen wir es euphemistisch, vereinsamt aussehende Teenager, die sich um Kopf und Kragen reden, was bei 18-jährigen nicht sehr schwer ist.
By: Sebastian on 17.06.2010
at 11:38
Das ist wahr. Sie werden aber selten außerhalb von Spiel-Situationen, also in „natürlicher“ Umgebung interviewt, so wie „Medienexperten“ oder Lobbyisten. An dem Punkt hab ich lange rumformuliert, aber das war, was ich mit „kommen nur kurz vor“ meinte.
By: Manuel on 17.06.2010
at 12:04
[…] Checkliste: „Killerspiele“-Berichterstattung. Auch Manuel versetzt der Hofberichterstattung eine schallende Ohrfeige. Es ist wirklich […]
By: đª]V[ªX » Links 2010-06-17 on 17.06.2010
at 18:03
Vorbildlich demonstriert der Kölner Stadtanzeiger das Erstellen eines unsachlichen Debattenbeitrags an einem aktuellen Artikel zum Thema „Neogard, der Spielescanner“.
By: Manuel on 05.07.2010
at 11:24
Seh ich genauso!
http://www.youtube.com/watch?v=j86KiWvuLVk .
Reginald
By: Reginald Killer on 23.08.2010
at 12:24