Verfasst von: Manuel | 21.04.2010

Live Blogging: Winamp Shuffle 2

Weil das gestern schon so gut als Contentmaschine funktioniet hat: Nochmal eine halbe Stunde durch meine Playliste geshuffelt.

PLAY

The DublinersThe Town I Loved So Well
O weh, da wird mir immer ganz anders. Bei dem Lied wurde mir schon schwer ums Herz, als ich noch nicht mal erwachsen war.
Lasse ich mal aus.

NEXT TRACK

The MonkeesI’m a Believer
Yay, sorglose Beatmucke!
Die Monkees waren ja für so ungefähr gar nichts gut. Aber diese beiden Songs mit „Believer“ im Titel haben sich gelohnt.
Ich mag diese Orgel im Refrain. Überhaupt sind Orgeln in Beat-/Rocksongs was Großartiges und werden werden viel zu selten genutzt.
Der Text ist reichlich kitschig, aber klasse konstruiert. War der nicht von Neil Diamond? Wäre ein gutes Beispiel seines Songwritings.
Der Fadeout am Schluss ist schrecklich. Fadeouts sind immer Mist und sollten generell stark besteuert werden.

Therapy? – Evil Elvis (live)
Einer der wenigen Songs außerhalb der „Troublegum“, mit denen ich mich anfreunden kann. Und „Evil Elvis“ ist toll verpunkt und trashig, zumindest in dieser Livefassung.
Herrlich einfach, und herrlich effektiv damit. Die Beschwingtheit, mit der hier „Hass“ besungen wird, hat schon was für sich.

SweetBallroom Blitz
Das ist mir jetzt aber wirklich zu albern.

NEXT TRACK

WolfmotherFar Away
Yeah! Holy Crap, Wolfmother! Hör mal, fantastisch, sie spielen Wolfmother im… oh, das ist meine eigene Playliste.
Wenn Led Zeppelin nicht in den 70ern veröffentlicht hätten, sondern in unseren Jahren, dann würden sie so klingen wie Wolfmother. Ihr erstes Album war schon klasse, „Cosmic Egg“ ist sogar noch ein Stück klassisch
Für „Far Away“ alleine hat sich das Album schon gelohnt. Achten Sie mal auf die Songstruktur, die den ganzen Textkram in den Strophen in die erste Hälfte drückt, um ab der Mitte nur noch hemmungslos draufzurocken.
Außerdem: Die Progression des Refrains (also alles ab der Mitte) ist eine leichte Variation derer aus Pachelbels Kanon in D (siehe hier).
Achja: Und die zwei Zeilen, aus denen der Refraintext besteht, sind toll widersprüchlich; ich verstehe das als gebetsmühlenhaftes Selbstbetrügen des lyrischen Ichs.

RadioheadHouse of Cards
Darauf bin ich damals über Spreeblick aufmerksam geworden, weil das Musikvideo dazu weder gefilmte, noch gezeichnete oder computeranimierte Szenen enthält. Mir gefiel das und ein paar der Bilder fand ich sehr beeindruckend.
Viel überzeugender finde ich den Song aber für sich stehend: Der Sound mit den heftigen Halleffekten webt eine sehr dichte Atmosphäre. Nicht sehr warm, aber angenehm weich.
Dieser Klangteppich reflektiert beispielhaft den Inhalt: Das lyrische Ich sieht sich mit dem Angesprochenen in einer Blase, einer eigenen Welt. Er lebt in einem Gebilde, das ihn nicht zufriedenstellt und sie (ich nehme mal an, die angesprochene Person ist eine Frau. Der Text gibt auch her, dass es ein Mann sein kann) lebt ein eheliches Leben, das auch nur eine Fassade ist – ein Kartenhaus. Aber wenn sie beide zusammenkommen, verschwinden diese Dinge hinter ihnen und sie betreten beide eine gemeinsame Welt, in der die alten Strukturen nicht mehr gelten und sie all das vergessen und hinter sich lassen können.
Dort gibt es keine Grenzen und keine Regeln, außer denen, die sie selbst aufbauen:

No matter how it ends, no matter how it starts.
Forget about your house of cards and I’ll do mine.

Selbst was er sagt, verliert letztlich an Gewicht gegenüber dem, dass er es sagt und gegenüber dem Klang seiner Stimme – über die letzten eineinhalb Minuten wiederholt er immer wieder dieselben paar Worte und singt schließlich ganz ohne Worte. Die eigene Welt, in der er sich befindet, braucht kein Reden mehr.

PixiesDebaser
I WANT YOU TO KNOW! Über diesen Dreschrocksong kann ich wahrscheinlich gar nicht genug schreiben, bevor seine knapp drei Minuten wieder vorbei sind.
In einem solch hochkulturellen Song (siehe: Un Chien Andalou) einfach mal gar nicht zu singen, sondern nur zu brüllen, hat schon was für sich. Der Schlagzeuger kommt gar nicht erst zur Ruhe und alle paar Augenblicke schreit jemand „DEBASER“. Dieser Song ist ein etwas surreales Erlebnis, und vermutlich sollte er das in Anbetracht seines Themas auch sein.

Mazzy StarFlowers in December
Der erste Song, den ich von Mazzy Star gehört habe. Ein Duo, das mich sehr überzeugt und dazu gebracht hat, inzwischen zwei ihrer CDs zu kaufen.
„Flowers in December“ ist etwas melancholisch, aber Sandovals Gesang ist hier einfach super. Und die Mundharmonikaparts geben dem Song auch einiges, Mazzy Star spielen die sonst selten.
Ein schönes Lied, wenn es etwas ruhiger zugehen soll. Könnte mir ein Gläschen Wein dazu nett vorstellen.

22-20sDevil in Me
Okay, Winamp: Du shuffelst ein Auf und Ab heute. Diese Nummer jedenfalls rockt wie besessen. Und das ist ja auch richtig so, denn das lyrische Ich fühlt sich ja auch besessen. Nichts Schönes kann er sehen und er kann nicht glauben, was er hört.
Ich beneide die 22-20s für diesen Song zutiefst. Weil er einerseits einfach funktioniert und weil er dafür andererseits KEINEN EINZIGEN VERDAMMTEN AKKORDWECHSEL BRAUCHT. „Devil in Me“ drischt fast durchgehend ein einziges Riff und hackt dafür die gesamte Spielzeit auf einer einzigen Harmonie rum. Und ist dennoch dynamisch und mitreißend. Ich wünschte, ich könnte so simpel schreiben.

The Cranberries – No Need to Argue (unplugged)
Jepp, genau das meinte ich, Winamp.
Dieser Song ist klasse und der wohl unterschätzteste auf dem großartigen gleichnamigen Album. Wahrscheinlich ist der wieder vorbei, bevor ich dazu komme, warum.
Der Unplugged-Version fehlt leider das Tollste an der musikalischen Umsetzung der Albumfassung: Die Orgel. Die Gitarre-Violine-Kombination klingt zwar auch prima, aber die Orgel alleine gab dem Song eine tolle Grundlage.
Die Nummer befasst sich mit einer gescheiterten Beziehung im Rückblick durch das lyrische Ich. Eine Beziehung, die von vornherein zum Scheitern verurteilt war:

The thing that makes me mad
Is the one thing that I had:
I knew, I knew
I’d lose you.

Resigniert, aber ohne Groll konstatiert sie am Ende: Zum Streiten gibt es nun, da alles vorbei ist, keinen Grund mehr. Das zieht den Bogen zur zweiten Bedeutungsebene des Songs: Die politische. So wie zwischen zwei Menschen der Streit vorbei ist, wenn die Beziehung zerbrochen ist, endet ein Konflikt zwischen Staaten oder Interessengruppen, wenn die letzten Bomben gefallen sind. Die Zweideutigkeit wird durch den Songtitel unterstrichen: Der Song heißt nicht „You’ll always be special to me“ oder dergleichen, sondern „No Need to Argue“, was ebenso persönlich wie politisch verstehbar ist. Das gleichnamige (!) Album hatte u.A. mit „Zombie“ ja auch eindeutig politisierende Songs und beendet auch das auf einer resignierten, aber beruhigten Note.

STOP


Antworten

  1. Fadeouts sind immer Mist und sollten generell stark besteuert werden.

    LOL! Wie Recht Du hast. Full ACK, um’s mal 1337 auszudrücken!

  2. […] “Eclipse” hineinzubekommen, sonst wirkt das Ende immer so abrupt und abrupte Enden sind fast so schlimm wie Fadeouts. Ein Song übers Durchdrehen, und darüber, Geduld auch mit schwierigen Menschen zu haben: And if […]

  3. […] die Leadsingle ihres dritten und bis heute letzten Albums „Among my Swan“ hatte ich hier schon mal geschrieben, über jenen anderen, „Be My Angel“, […]

  4. […] teile ich jetzt mal eine halbe Stunde Winamp-Playlist mit euch. Das ist inzwischen nicht mehr die Liste der vorigen Shufflingartikel: Ich habe Heiligabend bei meinen Eltern verbracht, und nach einer Stunde […]


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